Caritaswerkstätten Langenhorst kooperieren mit Marktleiterin von EDEKA
Wo INKLUSION großgeschrieben wird -
Mit gutem Bespiel voran
Die Caritaswerkstätten Langenhorst (CWL) bieten in Zusammenarbeit mit EDEKA Uskaner, ehemals EDEKA Harenbrock Arbeitsmöglichkeiten für Menschen mit Behinderung.
Mit Nazan Uskaner hat der werkstatteigene Fachdienst für die Vermittlung auf den allgemeinen Arbeitsmarkt eine engagierte Kooperationspartnerin gefunden.
Nazan Uskaner (50) liebt getreu dem Firmenmotto nicht nur Lebensmittel, sondern auch Menschen.
Sie ist die Frau, bei der INKLUSION großgeschrieben wird.
In ihren beiden inhabergeführten EDEKA-Märkten bekommen interessierte Beschäftigte der Caritaswerkstätten Langenhorst eine Chance, sich auf dem sogenannten "Ersten Arbeitsmarkt" auszuprobieren und Fuß zu fassen.
Als in Deutschland geborenes Kind aus der Türkei stammender Gastarbeiter hat Nazan Uskaner eine ganz eigene Integrationsgeschichte und selbst ihre berufliche Chance genutzt.
Bis zum Kindergarten konnte die Geschäftsfrau ausschließlich türkisch sprechen. Ihrem Ehrgeiz ist es zu verdanken, dass sie nach dem Abitur mit Deutsch als Leistungskurs nicht nur ein 2-jähriges BWL-Schnupper-Studium und die Ausbildung zur Bürokauffrau in der Tasche hat, sondern Jahrgangsbeste in der Sparte Führungskraft Handel Großfläche" geworden ist.
Kurze Zeit, nachdem sie im Jahr 2021 mit dem EDEKA-Markt in Steinfurt-Burgsteinfurt den Schritt zur selbstständigen Kauffrau gewagt hat, hat sie einer ersten Beschäftigten der Caritaswerkstätten Langenhorst eine berufliche Chance in ihrem Supermarkt gegeben.
Michele Bülter (25) hat nach einem Praktikum im Rahmen eines sogenannten "Außen-Arbeits-Platz" (AAP) außerhalb der Zweigwerkstatt in Steinfurt wohnortnah eine dauerhafte Arbeitsmöglichkeit im Einzelhandel gefunden.
Nazan Uskaner hat selbst eine Tochter mit Behinderung. Sie weiß daher, wie sehr es Eltern am Herzen liegt, dass es nach der Schule beruflich gut für das Kind mit Handicap weiter geht.
Burcu Karacicek (23) ist inzwischen kein Kind mehr, sondern wie ihre Mutter eine junge Frau, die klare Vorstellungen davon hat, was sie möchte: "Am liebsten auch mal in einem Supermarkt arbeiten, aber zumindest irgendetwas auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt machen." Nazan Uskaner berichtet stolz davon, dass "ihre Burcu" nach der Arbeitswoche in der Werkstatt, gerne an den Samstagen in einem ihrer Supermärkte mithilft. Noch braucht die junge Frau jedoch die intensive Förderung im Arbeitsbereich, derzeit in der Gärtnerei der Werkstatt, bevor an ein offizielles Praktikum auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt zu denken ist. Klein angefangen hat auch Nazan Uskaner, die in jungen Jahren ihrem Onkel im Lebensmittelgeschäft und auf dem Markt geholfen hat.
In der Filiale in Burgsteinfurt arbeitet Tobias Adriaans (40) zusammen mit Michele Bülter als "Frische-Werker", ihre Aufgaben sind vielfältig und branchentypisch. Wenn es um Lebensmittel geht, ist Frische und der sorgsame Umgang mit Lebensmitteln das oberste Gebot. Vor allem bei frischen Sachen wie den Molkerei-Produkten muss das Mindesthaltbarkeitsdatum penibel beim Ein- und Ausräumen der Ware beachtet werden. Die Marktleiterin kann sich auf die Unterstützer aus der Werkstatt verlassen.
Nazan Uskaner hat die Erfahrung gemacht, dass die Beschäftigten besonders motiviert ans Werk gehen, da sie ihre Chance auf dem Arbeitsmarkt unbedingt nutzen und
einen dauerhaften Außen-Arbeits-Platz wollen.
Florian G. (21) - der Name wurde auf Wunsch des Beschäftigten von der Redaktion geändert - absolviert nach dem Schulabschluss seinen Berufsbildungsbereich nicht in der Werkstatt, sondern in Form einer "Betrieblichen Berufsbildungsmaßnahme". Hier kommt die beruflichen Bildung direkt zu Florian G. in den Betrieb. Nachdem Nazan Uskaner im Frühjahr 2023 in Greven-Reckenfeld ihren zweiten Markt eröffnet hat, ist Florian seit Herbst mit dabei. Die berufliche Qualifizierung erfolgt in enger Kooperation mit den CWL.
Christoph Kofort ist einer der vier werkstatteigenen Job-Coaches.
Sie unterstützen die Beschäftigten im Betrieb, nachdem die drei sozialpädagogischen Kolleginnen alle Formalitäten rund um den Einstieg gemanagt haben und den gesamten Prozess der beruflichen Eingliederung begleiten. Christoph Kofort, Ergotherapeut mit 30-jähriger Werkstatt-Erfahrung "coacht" Florian G. ganz konkret und führt ihn mittels spezieller Lerneinheiten an die jeweilige Materie heran.
Wenn beispielsweise Ware mit einem Hubwagen bewegt werden muss, zeigt er ihm auch ganz praktisch, wie man es anstellt, dass Gurkengläser und Füße heile bleiben.
"Es ist auch schon mal was schief gegangen", lacht Nazan Uskaner, die es gelassen nimmt. "Das kann jedem passieren und zudem trage ich kein Risiko, da die Beschäftigten über die Werkstatt unfall- und haftpflichtversichert sind".
Seit dem Frühjahr stellt sich das Inklusions-Team einer ganz besonderen Herausforderung:
der Einarbeitung eines Beschäftigten, der gehörlos ist. Paul Klosek (42) arbeitet in der Zweigwerkstatt Emsdetten, die auf Menschen mit Hörbehinderung spezialisiert ist, und macht aktuell sein erstes Praktikum außerhalb der Werkstatt. Selbstverständlich steht der Jobcoach, der Gebärdensprachkompetenz besitzt und mit den Händen "reden" kann, am ersten Arbeitstag gemeinsam mit Paul Klosek am Fließband. Als das Leergut kommt, zeigt er ihm, welche Flaschen in welche Kästen zu sortieren sind und übersetzt in Gebärdensprache, was seitens des Betriebs erklärt wird, der Beschäftigte jedoch nicht hören kann. Gemeinsam mit dem werkstatteigenen Fachdienst hat sich die Marktleiterin Gedanken gemacht, wo und wie Paul Klosek trotz seines Handicaps abwechslungsreich und nicht ausschließlich im Warenlager oder in Sachen Parkplatzpflege eingesetzt werden kann.
"Die Beschäftigten mit einer Behinderung sollen sich nicht klein machen und im Leergutbereich versteckt werden, sondern wie andere Beschäftigte im Supermarkt für die Kundschaft präsent sein."
Die Idee, dass die Beschäftigten, die bei ihr im Praktikum sind, oder einen Außen-Arbeitsplatz haben, andersfarbige Shirts tragen, hat die Marktleiterin verworfen. Alle, die im Supermarkt tätig sind, tragen ab dem ersten Arbeitstag die schwarzen Shirts mit dem prägnanten Firmenemblem.
In dem Zusammenhang ist Nazan Uskaner auch das Hinweisschild auf die Zusammenarbeit mit den Caritaswerkstätten Langenhorst so wichtig. Damit wird auf die angebotenen Arbeitsmöglichkeiten für Menschen mit Behinderung in ihren Märkten aufmerksam gemacht. Die Marktleiterin will damit nicht stigmatisieren, sondern informieren und die Kundschaft, falls mal etwas anders läuft, um Verständnis bitten. "Ich möchte die jungen Berufsanfänger schützen!"
Den Aushang nutzt Nazan Uskaner nicht zur Werbung in eigener Sache, sondern ausschließlich, um die Kundschaft über ihre besonderen Mitarbeiter zu informieren.
Es ist ein "Aushängeschild" dafür, dass bei ihr INKLUSION gelebt wird -
aber das ist eine Selbstverständlichkeit für sie.
Mit Dennis Kemper (27) ist kürzlich der fünfte "Langenhorster" bei EDEKA Uskaner gestartet. Er hofft wie Paul Klosek, ab Sommer einen dauerhaften Außen-Arbeits-Platz zu bekommen…
Ansprechpartnerinnen im Fachdienst der Caritaswerkstätten Langenhorst:
Anita Conen-Thien 02551 / 8356 - 17
anita.conen-thien@cw-l.de
Isabell Wieneke 02551 / 8356 - 18
isabell.wieneke@cw-l.de
Daniela Donnhäuser 02553 / 925 - 155
daniela.donnhaeuser@cw-l.de
(zusätzlich für die Betriebliche Berufsbildungsmaßnahme)