Münster (cpm) An der Digitalisierung und dem Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) führt auch in der sozialen Arbeit kein Weg vorbei. Darin waren sich alle Teilnehmenden beim 3. Münsteraner Digitalforum der Caritas am 31. August einig. "Beim gemeinwohlorientierten Einsatz von KI hat die Wohlfahrt das Potential, eine Vorreiterin zu sein", betonte Teresa Staiger von der Bertelsmann Stiftung. Als Grund dafür nannte die Projektmanagerin die Wichtigkeit der Wohlfahrtsverbände im deutschen Sozialsystem. "Sie kümmern sich tagtäglich darum, wie Teilhabe verbessert werden kann", sagte sie bei der Podiumsdiskussion zu den rund 120 Teilnehmenden im Kongresszentrum M44. Das Wissen um vulnerable Gruppen mache die Caritas besonders geeignet für die Beteiligung an der KI-Entwicklung - ein Aspekt, der bisher oft gar nicht berücksichtigt werde. KI könne als Hilfsmittel in der sozialen Arbeit viele Chancen ermöglichen, Bürokratie abbauen und Arbeitsprozesse optimieren.
Dabei geht es laut Prof. Dr. Benjamin Risse von der Universität Münster darum, einen qualitativen Mehrwert und keine Durchsatzerhöhung zu schaffen. Im Altenheim, in der Pflegeeinrichtung und bei der Versorgung von Notleidenden sei menschliche Zuwendung und keine smarte Technologie gefragt. "Wenn die Technologie aber die Zeit freisetzen kann, um diese Zuwendung aufzubringen, ist das richtig", sagte der Leiter der Gruppe "Computer Vision und Machine Learning Systems". "Die ethischen Rahmenbedingungen für den Einsatz von KI müssen aus der Politik kommen", betonte Risse und nahm die Caritas als bundesweiten Akteur in die Pflicht, diese mitzugestalten und auf ihre Umsetzung zu drängen.
Als drei wichtige ethische Grundprinzipien nannte Diözesancaritasdirektorin Pia Stapel: Transparenz - "wo KI drinsteckt, muss sie auch gekennzeichnet sein", eine Pflichtprogrammierung gegen Diskriminierung in digitalen Tools und am Schluss aller relevanter Entscheidungen müsse ein Mensch oder eine Ethikkommission stehen. Zudem geht es nach Aussage von Prof. Dr. Gesa Linnemann von der katholischen Hochschule NRW auch um die gesellschaftliche Einbettung von Digitalisierungsprozessen. "Was bedeutet künstliche Intelligenz für die Demokratie oder für die Medienlandschaft, in der einfache Texte durch KI generiert werden?", fragte die Sozialpsychologin.
Letztlich sei Digitalisierung in der sozialen Arbeit eine Frage der Haltung, betonte Keynote-Speakerin Rosemarie Thiedmann. "Wenn der Mensch im Mittelpunkt steht, kann Digitalisierung Spaß machen und funktionieren", sagte die Buchautorin und Organisationsberaterin. "Jedes digitale Tool wird vom Menschen gemacht und von Menschen genutzt. Nur wenn wir den Mensch und seine Bedürfnisse bei der Digitalisierung ernsthaft berücksichtigen, werden unsere Projekte erfolgreich sein."
"Wir befinden uns in einer digitalen Revolution, bei der wir uns das Ende noch gar nicht vorstellen können", sagte Christoph Bickmann, Vorstand der Darlehenskasse Münster (DKM). Gerne begleite und fördere die DKM die Caritas bei Digitalisierungsprozessen, bei denen die Menschen, die Klientinnen und Klienten, im Mittelpunkt stehen. Weitere Informationen unter: www.caritasgoesdigital.de.
039-2023 (ck) 1. September 2023