Im Kardinal-von-Galen-Haus wohnen 38 Menschen mit Behinderungen. Mitarbeiterinnen des KSL haben mit der Auszubildenden zur Heilerziehungspflegerin Anna Thiemann, mit der Teamleiterin Hanna Kutzmann und der Einrichtungsleiterin Elisabeth Helmich gesprochen. "Im Praxishandbuch erzählen die Menschen ihre eigenen Geschichten. Aus diesen Erfahrungen aus erster Hand können wir einiges für unsere tägliche Arbeit ableiten", sagt Elisabeth Helmich.
Im Kardinal-von-Galen-Haus leben neben den 32 Menschen mit anderen Lernmöglichkeiten und körperlichen Behinderungen im stationären Wohnen auch sechs weitere Menschen mit Behinderungen im sogenannten Wohntrainingsbereich. "Hier sollen die Menschen Selbsterfahrungen machen und dadurch einen Einstieg in das selbstständige Wohnen erfahren", sagt Anna Thiemann. Im Praxishandbuch "Vielfalt Pflegen" der KSL NRW werden Tipps dazu gegeben, wie die Mitarbeitenden die Selbstständigkeit von Bewohnerinnen und Bewohnern fördern können. "Für mich ist es besonders schön zu sehen, welche Fähigkeiten die Bewohnenden haben, wenn man sie nur lässt", sagt Anna Thiemann.
Die Mitarbeitenden können sich mit den Inhalten des Praxishandbuchs identifizieren, denn auch sie und ihre Bewohnerinnen und Bewohner mussten schon negative Erfahrungen in der Gesundheitsversorgung sammeln. "Mir ist es schon oft passiert, dass die Pflegenden oder Ärzte mit mir gesprochen haben anstatt die Bewohnenden direkt anzusprechen", berichtet Anna Thiemann. "In solchen Situationen versuche ich als Betreuerin zu zeigen, wie es besser funktionieren kann. Ich beruhige die Bewohnenden, die sich häufig unverstanden und übergangen fühlen und sage, dass sie oder er sich selbst äußern kann. Ich zeige, wie ich mit den Bewohnenden umgehe, damit die Pflegenden oder Ärzte ihre Hemmungen verlieren", sagt die Auszubildende.
"Ich wünsche mir von Mitarbeitenden im Krankenhaus oder in Arztpraxen mehr Offenheit gegenüber allen Menschen. Sie können gerne jederzeit Fragen stellen. Ich wünsche mir Geduld im Umgang mit den Menschen und Mut, mit ihnen auf Augenhöhe zu kommunizieren, so wie es sich jeder Mensch wünscht", sagt Einrichtungsleiterin Elisabeth Helmich.
"Beim Lesen des Praxishandbuchs sind mir besonders die sogenannten 'Elementarteilchen' in Erinnerung geblieben. Solche einfachen und kurzen Handlungsempfehlungen mit der Sicht auf unterschiedliche Behinderungen sollte es öfter in Lehrbüchern geben", so Anna Thiemann. Die Mitarbeitenden des Kardinal-von-Galen-Hauses empfehlen das Praxishandbuch weiter, denn "die Verbindung der Theorie mit den Erfahrungen aus erster Hand und den Tipps für die Praxis sind sehr gut auf unsere Arbeit anwendbar und auf alle Bereiche, in denen Menschen medizinisch oder pflegerisch versorgt werden", so Teamleiterin Hanna Kutzmann.