Dadurch ist nun sowohl ein sicherer Konsum von Drogen als auch eine sachgerechte Entsorgung von Spritzenbesteck gewährleistet.
Bis Anfang der 1990’er Jahre galt in Deutschland vornehmlich eine Politik, drogenkranke Menschen zu kriminalisieren. Seitdem haben sich aber die gesellschaftliche Sichtweise sowie die Gesetzeslage verändert, erklärt Suchtberaterin Heike Hille. "Die Sicherung der Gesundheit der Konsumentinnen und Konsumenten hat nun deutlichen Vorrang vor allem anderen. Nach Paragraf 29 des Betäubungsmittelgesetzes ist die Abgabe von Spritzen nun auch keine Straftat mehr. Daher ist der Automat ein überfälliges Angebot unserer Beratungsstelle", so Heike Hille.
"Gesellschaftlich war die Akzeptanz eines Spritzenautomaten in einer ländlich geprägten Region wie dem Münsterland lange Zeit nicht gegeben", erklärt Geschäftsführer Burkhard Baumann. Nun habe der Caritasverband Steinfurt aber den Vertrag mit der Aidshilfe NRW geschlossen, die solche Automaten kostenlos zur Verfügung stellen und anbringen. "Die Aufhängung eines solchen Automaten holt die Drogenkonsumentinnen und -konsumenten zurück in die 'sichtbare' Öffentlichkeit und kriminalisiert diese nicht länger. Zudem gibt das Spritzenbesteck den suchtkranken Menschen hygienische Sicherheit beim Konsum. Darüber hinaus helfen wir durch die Nähe zu unserer Beratungsstelle, dass noch mehr Betroffene erreicht werden können, um mit unserer Unterstützung ihr Leben zu meistern", so Burkhard Baumann.
Sozialarbeiterin Lea Wolters von der Sucht- und Drogenberatungsstelle hatte gleich großes Interesse an diesem Projekt, einen solchen Spritzenautomaten zu beantragen und die notwendigen Absprachen für eine Aufhängung zu treffen. Dazu erhielt sie die Unterstützung der Polizei, dem städtischen Ordnungsamt und dem Kreisgesundheitsamt und damit auch die Erlaubnis für die Aufhängung des Automaten. Bekannt ist, dass Drogenkonsumenten mitunter ihre Spritzenutensilien häufiger nutzen oder auch untereinander tauschen. "Dadurch besteht eine erhebliche Gefahr, sich mit HIV oder Hepatitis zu infizieren", weiß Lea Wolters. "Daher ist es uns ein besonderes Anliegen, unsere Klientinnen und Klienten mit sterilen Spritzen zu versorgen und damit ihre Gesundheit zu schützen."
Der Automat beinhaltet vier verschiedene Spritzensets in unterschiedlichen Größen, dazu ein Pflegeset, um die Haut an der Einstichstelle zu pflegen. Auch ist ein Schacht vorhanden, um die Spritzen nach dem Gebrauch sicher zu entsorgen. "Für die Auffüllung des Automaten sind wir von der Sucht- und Drogenberatungsstelle zuständig", so Lea Wolters. Der Automat wurde extra hoch angebracht, damit Kinder ihn nicht erreichen können.
Seit über 40 Jahren engagiert sich der Caritasverband Steinfurt in der Suchtkrankenhilfe. "Durch den im Jahr 2016 erfolgten Umzug in die Räumlichkeiten an der Emsdettener Straße 22 sind wir in der Stadt sehr viel bekannter und 'offensichtlicher' geworden. Damit holen wir auch unsere Klientinnen und Klienten aus der vermeintlichen 'Schmuddelecke' in einen sicheren Rahmen zurück", erklärt Suchtberaterin Heike Hille. Zudem bietet die Suchtberatungsstelle verschiedene offene Angebote an, um einen Ort der Begegnung zu schaffen, wodurch gerade auch während der Corona-Pandemie Isolation und Vereinsamung vorgebeugt werden konnte. Die niedrigschwelligen Angebote werden durch Beratungs- und Behandlungsangebote ergänzt. Ein weiterer wichtiger Bereich ist die Präventionsarbeit in Betrieben und Schulen, die einer Drogensucht durch umfangreiches Wissen vorbeugen soll.